Die Entstehung unserer Abteilung – damals noch im PSV – und damit der Beginn des Fechtsports in Osnabrück begann erst Mitte des 20. Jahrhunderts. Am Ende des 2. Weltkriegs gab es durch die Siegermächte den Kontrollratsbeschluss, der die Ausübung mit Waffen aller Art zum Zwecke des Sports verbot. 1950 wurde dieses Verbot aufgehoben.
Unabhängig voneinander suchten jetzt vier „alte Fechter“ nach Gleichgesinnten. Der Buchhändler Bernd O. Oltimann trat zuerst an einen Osnabrücker Verein, der vor dem Kriege eine Fechtabteilung gehabt haben sollte, wegen Neugründung dieser Abteilung heran. Von den alten Mitgliedern waren keine mehr zu finden und der Verein selbst zeigte wenig Interesse. Inzwischen hatte ein anderer der Fechter in der Rumpelkammer einer Sporthalle einige alte Floretts und wieder ein anderer auf einem Dachboden ein halbes Dutzend verstaubter, aber noch brauchbarer Säbel und Masken entdeckt. Ein Anfang konnte gemacht werden. Gemeinsam wandten sich diese vier Fechter jetzt an den Polizeisportverein Osnabrück. Und hier zeigte sich, vor allem durch die Vermittlung des Sportwartes Herbert Willecke, die erste Möglichkeit, dem Fechtsport eine Chance zu geben. So wurde im Frühjahr 1951 durch Bernd O. Oltimann, Jochen Kempf, Walter Bittner und Hans-Ulrich Wimmer die neue Fechtabteilung ins Leben gerufen.
Eine Vielzahl von Schwierigkeiten baute sich vor der neuen Abteilung auf. So war die Beschaffung eines geeigneten Raumes für das Training 1951 ein Problem. Manches Mal mußten die Fechter umziehen. So wurde einmal im kleinen Saal einer Gastwirtschaft gefochten, ein anderes Mal in einer Schule und dann wieder in einem Unterrichtsraum der Feuerwehr. Ein Jahr war nötig, um die alten Lektionen wieder aufzufrischen und fechterisch so weit zu sein, das Wissen um die Fechtkunst an Anfänger weitergeben zu können.
Hier nur einige Beispiele aus den Sechzigerjahren, die ein Schlaglicht auf die Erfolge unserer Abteilung werfen:
Zum Beginn des Jahres 1965 gleich wieder drei Stadtmeistertitel für unsere Abteilung: Im Florett durch Walter Koch, nächste Plätze Fritz Hartmann und Paul Wiedeck, im Säbel ebenfalls Walter Koch, nächste Plätze Paul Wiedeck und Freddy Kruel, und im Degen Fritz Hartmann, gefolgt von Paul Wiedeck. Das Turnier um die „Bremer Kogge“ wurde in diesem Jahr endlich einmal gewonnen. Bei den Bezirks-Mannschaftsmeisterschaften erreichten die Herrenflorett-mannschaft und die Säbelmannschaft den Titelgewinn. Erneuter Gewinn des „Bidenhander“ in der gleichen Mannschaftsaufstellung wie im Vorjahr. Die Säbelfechter mit Fritz Hartmann, Walter Koch, Freddy Kruel und Paul Wiedeck errangen die Landesvizemeisterschaft im Säbel. Wieder Gewinn des Pokals „Osnabrücker Rad“. In Oldenburg waren wir wieder einmal nur „Zweiter“ beim „Weser-Ems-Pokal“. „Degen von Emden“ (Vielseitigkeitsprüfung der Herren in allen Waffen): 1. Platz für Walter Koch. 1966 erhielt Paul Wiedeck die bronzene Ehrennadel des Niedersächsischen Fechtverbandes. Walter Koch wurde Doppelmeister im Florett und Säbel bei den Stadtmeisterschaften. Hildegard Koch im Damenflorett und Paul Wiedeck im Degen rundeten den Erfolg ab. Walter Koch und Paul Wiedeck in der Landessonderklasse der Säbelfechter. Walter Koch wurde nach hervorragenden Leistungen Landesvizemeister und nahm an den Deutschen Meisterschaften teil. Ehepaar Koch gewann auch den „Er+Sie-Pokal“. Bezirkseinzelmeisterschaften 1. Platz Damenflorett (Heide Wiedeck/Christa Grützner), 1. Platz Herrenflorett (Walter Koch), 1. und 2. Platz Säbel (Walter Koch/Paul Wiedeck). Bei den Bezirks-Mannschaftsmeisterschaften fielen alle Titel an den PSV. Zum dritten Mal hintereinander gewann eine PSV-Mannschaft den „Bidenhander“. Der wertvollste Pokal des Nordens wurde von der Mannschaft Hildegard und Walter Koch, Dieter Kienker und Paul Wiedeck erkämpft. „Degen von Emden“: 1. Platz Walter Koch.
Fast 300 Fechterinnen und Fechter sind im Laufe der ersten Jahre im PSV ausgebildet worden. Die fechterischen Kenntnisse wurden in weitere zahlreiche Auszeichnungen und Preise umgemünzt, beispielsweise 1972 der Sieg bei den Landesmeisterschaften im Säbelfechten. Die PSV-Mannschaft bestand aus Fritz Hartmann – der heute immer noch aktiv ist – außerdem Walter Koch, Freddy Kruel, Ken Morrison und der spätere langjährige Abteilungsleiter Paul Wiedeck. Die Fechter wurden hierfür mit der bronzenen Ehrenplakette der Stadt Osnabrück ausgezeichnet.
1981 bestand die Fechtabteilung 30 Jahre. Bei einer kleinen Feier im schon traditionellen Steinwerk konnte der Abteilungsleiter Paul Wiedeck voller Stolz und Freude folgende Mitglieder mit der Silbernen Ehrennadel auszeichnen: Hildegard Koch, Ingrid Kruel, Dr. Lore Sudau, Heiner Finke und Max-Dieter Hülsenbeck. Besonders geehrt wurde Fritz Hartmann für seine ausgezeichnete Arbeit bei der Jugend. Damit ist die Fechtabteilung sicherlich eine Abteilung mit den treuesten Mitgliedern im PSV Osnabrück.
Nach der Auflösung des Osnabrücker Polizeisportvereins wechselte die Fechtabteilung zum SV Rasensport Osnabrück. Während zunächst noch in der Sporthalle des Carolinums trainiert wurde, treffen sich die Fechter nun schon seit einigen Jahren in der kleinen Gymnastikhalle im RASPO-Sportpark an der Mercatorstraße. Nachdem Paul Wiedeck viele Jahre lang die Abteilung geleitet hatte, wurde der „altgediente“ Säbelfechter Norbert Decker Abteilungsleiter. Er vertrat die Osnabrücker auch auf vielen Seniorenturnieren würdig und wurde u.a. für die Senioren-WM nominiert.
Während die Abteilung durch Todesfälle und den Übergang von aktive in passive Mitgliedschaft Verluste hinnehmen musste, gelang es auch immer wieder, neue und sehr engagierte Mitglieder zu gewinnen.
Die heutige Abteilungsleiterin Halka Tuchen beispielsweise betrieb das Fechten schon als Kind als Leistungssport und ist momentan eine unserer eifrigsten Turnierfechterinnen. Durch ihre große Erfahrung und ihr Engagement motiviert sie insbesondere die „neuen“ Sportkameraden. Auch andere Abteilungsmitglieder wie Claudia Pieper (geb. Meiling) und Christine Hoffmann sammelten ihre ersten Fechterfahrungen in anderen Vereinen und fechten heutzutage beim RASPO, was uns natürlich besonders freut.
Während Fritz Hartmann lange Jahre der alleinige Trainer war, legte Martin Barkawitz 2014 die Prüfung zum C-Trainer Leistungssport Fechten ab und kann somit die Neuinteressenten ebenfalls unterrichten. Seitdem haben die beiden auch schon einigen Anfängern die Turnierreifeprüfung abgenommen, die für die Teilnahme an Turnieren unerlässlich ist.
Apropos: Auch bei nationalen und internationalen Wettkämpfen sind die RASPO-Fechter immer noch gut vertreten. Daher feiern wir 2016 nicht nur unser Abteilungs-Jubiläum, sondern freuen uns auch auf die nächsten 65 Jahre!