Die Taekwon-Do-Gruppe im Raspo Osnabrück geht auf Großmeister George Soupidis zurück. Der Träger des 7. Dans etablierte die koreanische Sportart vom Münsterland bis Ostwestfalen-Lippe und lernte den Gründer und ersten Präsidenten der Koreanischen Taekwon-Do-Vereinigung, Generalmajor Choi Hong-hi, persönlich kennen.
Heute gibt es drei Stilrichtungen im Taekwon-Do, die WTF-Form, die in Südkorea gelehrt wird und olympische Disziplin ist, die ITF-Form und die reformierte ITF-Form nach General Choi Hong-Hi. Diesen Stil lehrt auch Soupidis, der 1971 bei dem General einen Lehrgang absolviert hat. „Damit bin ich einer der wenigen Dan-Träger in Deuschland, die den General persönlich kennengelernt haben. Als Sportler war er unglaublich: Er hatte den Fuß an meiner Stirn und mir gleichzeitig die Technik erklärt, stand mehr als zwei Minuten ruhig auf einem Bein mit dem ausgestreckten anderen Bein.“ Soupidis empfindet es als großes Privileg, den sogenannten „Vater des Taekwon-Do“ kennengelernt zu haben. „Er war ganz geerdet, sehr menschlich, wir haben viel gelacht.“
Training beim koreanischen Großmeister
George Soupidis wurde 1940 auf Zypern geboren und wuchs in Ägypten auf, wo sein Vater, britischer Staatsbürger, als Großhandelskaufmann tätig war. Bei Ausbruch der Suezkrise 1956 mussten alle Ausländer innerhalb von einer Woche das Land verlassen. Nach Stationen in Griechenland und Italien ließ sich die Familie in England nieder, eine Fluchterfahrung, die Soupidis geprägt hat.
Als Soldat beim britischen Militär kam George Soupidis 1957 zum ersten Mal nach Osnabrück. Hier lernte er seine erste Frau kennen, mit der nach England zurückkehrte. 1965 dann die zufällige erste Begegnung mit Taekwon-Do: „Ich hatte als Handwerker in einer Kaserne in Huntingdon bei Cambridge zu tun und hörte aus einer Turnhalle dieses Kampfgeschrei, das etwas anders war als das Kasernengebrülle sonst. Also hab ich nachgeguckt, was da los ist, und wurde zum Training eingeladen.“ Obwohl Zivilist, durfte Soupidis auf dem Luftwaffenstützpunkt unter dem koreanischen Großmeister Rhee Ki Ha mittrainieren. Daraus entstand eine gute Freundschaft.
Zum Glück für den Taekwon-Do-Sport in der Osnabrücker Region zog es die Familie Soupidis 1970 wieder nach Deutschland, und George Soupidis gründete in Wallenhorst die erste Taekwon-Do-Gruppe. „Innerhalb von drei Monaten hatten wir 140 Mitglieder.“ Aus dem ganzen Umland, wie Herford und Minden, kamen Interessierte. Soupidis schätzt, insgesamt 20.000 Schüler trainiert zu haben. „Mein größter Erfolg ist, dass ich beigetragen habe zur Integration und zur Verständigung zwischen Menschen verschiedener Herkünfte. Darauf bin ich stolz“, so Soupidis rückblickend. Der Trainer, den viele unter dem Namen „der Grieche“ kennen, hat erst kürzlich im Frühjahr 22 die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt und erhalten.
Stars des Kampfsports nach Osnabrück geholt
Gemeinsam mit seinem koreanischen Trainingspartner Song Chang-ho organisierte Soupidis Schaukämpfe und Vorführungen, durch die Stars des Kampfsports nach Osnabrück kamen, wie der Bundestrainer der Koreaner in England oder Al Dacascos, der mit Chuck Norris und Bruce Lee kämpfte. Besonders spektakulär waren die Bruchtests: Ziegelsteine, 16 aufeinandergestapelte Dachpfannen oder Eisblöcke wurden mit Faust oder Tritt zerschlagen.
Im DVWS, dem Deutschen Verband für waffenlose Selbstverteidigung, wurde George Soupidis Bundestrainer und Bundeshauptkampfrichter. In den 70er Jahren trug er zur Gründung des IBF Deutschland mit, dem deutschen Zweig der International Budo Federation. Inzwischen übt er zwar selbst keinen Kampfsport mehr aus, ist aber als Prüfer noch aktiv. Sein Verein ist unser Osnabrücker Raspo, in den der Polizeisportverein, dem Soupidis ursprünglich angehörte, aufgegangen ist. 2019 erhielt er vom Berufsverband Kampfsportschulen den Lifetime Award 2019 für 55 Jahre aktiven Einsatz im TKD, von der Akademie der Kampfkunst Wissenschaften die Quo Vadis Ehrenmedaille sowie von der Martial Arts Association International den 7. Dan im Taekwon-Do verliehen.
Im Januar 2020 erhielt er auch von der IBF International in Anerkennung seiner Lebensleistung den 7. Dan verliehen (siehe auch unseren Bericht zum IBF Bildungsgremium).