Idee:
Im November 2015 habe ich das Sportprojekt „Faires Kämpfen“ ins Leben gerufen.
Meine Idee war, durch den Sport deutsche und jugendliche Fluchtlinge zusammen zu bringen.
Ich selbst mache seit 25 Jahren Judo als Leistungssport und betreibe seit einigen Jahren Kickboxen.
Als Polizeibeamter bin ich in den letzten Monaten nicht nur mit der positiven Seite der deutschen Asylpolitik konfrontiert worden und natürlich sind mir auch die Ängste und Sorgen in der Bevölkerung bekannt.
Als Schlüsselwort ist Integration in aller Munde und auch ich bin überzeugt davon, dass nur durch Integration Berührungsängste abgebaut werden können und nur so die Werte vermittelt werden können, die unserer Gesellschaft wichtig sind und die Deutschland zum attraktivsten Land der Welt machen.
Meine Erfahrung: wenig Unterstützung
Obwohl das Wort Integration in aller Munde ist, war ich zum Teil fassungslos wie schwer es war das Projekt zum Laufen zu bringen.
Zumal im Osnabrücker Raum ein vergleichbar organisiertes Projekt, wo gezielt Fluchtlinge und Deutsche zusammengebracht werden, nicht existiert.
Ich habe mein Projekt zahlreichen und unterschiedlichsten Ansprechpartnern vorgestellt.
Von vielen Seiten habe ich gehört, dass es sich um ein sinnvolles Projekt handelt.
Die Hoffnung, dass ich aktiv unterstützt werde, hatte sich lange Zeit nicht erfüllt.
Positiv mochte ich allerdings erwähnen, dass der Vorstandvorsitzende vom SV Rasensport, Herr Boberg, mir volle Rückendeckung gibt und ohne viel Bürokratie die Sportstätte zur Verfügung stellt.
Mit verdrehten Augen empfangen/Projektbeschreibung wurde ungelesen zu den Akten geheftet
Bei einer städtischen Institution empfing mich die entnervte Ansprechpartnerin mit verdrehten Augen. Als ich anfangen wollte, mein Projekt zu erklären, fiel sie mir ins Wort und äußerte, dass sie die Projektbeschreibung nicht durchlesen werde, weil in solchen Pamphleten ja eh immer das gleiche stünde.
Sie werde es zu den anderen abheften.
Entwicklung
Im November startete ich damit, mich an Wohngruppen für geflüchtete Jugendliche zu wenden. Zeitgleich habe ich im privaten Umfeld deutsche Jugendliche angesprochen und versucht für das Projekt zu begeistern.
Jugendlichen im Dienst für das Projekt gewonnen
Vor einiger Zeit habe ich im Dienst als Polizeibeamter einen deutschen Jugendlichen kennengelernt. Der hatte zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate Mist gebaut.
Während ich und meine Kollegin ihn nach Hause brachten, kamen wir auch persönlich ins Gespräch. Zu Hause habe ich dann in die Augen einer ziemlich besorgten Mutter geschaut.
Wenige Tage später lag ich krank im Bett, da habe ich mir nochmal die Begegnung durch den Kopf gehen lassen und mir überlegt, der Familie mein Projekt vorzustellen.
Ich hatte mit der Mutter ein langes Telefongespräch. Ein paar Tage später erschien der Jugendliche beim Projekt und ist seitdem bei jedem Training außerordentlich engagiert dabei, sowohl aus sportlicher als auch aus zwischenmenschlicher Sicht.
Fehlende Anreize
Der Teilnehmerkreis der Fluchtlinge wechselte in der Anfangszeit häufig.
Ich stellte fest, dass Anreize fehlten.
Die Asylsuchenden haben in vielen Sportvereinen die Möglichkeit kostenlos zu trainieren, so dass es sich anbietet, viele Dinge auszuprobieren und sich nirgendwo zu binden.
Ferner ist die Versuchung groß, sich der Bequemlichkeit hinzugeben und mit Gleichsprachigen die Nachmittage zu verbringen.
Urlaub nehmen für einen Teilnehmer
Diese Problematik führte dazu, dass ich sogar ein- oder zweimal mit nur einem einzigen Teilnehmer trainiert habe, was einen persönlich natürlich ziemlich enttäuschen und demotivieren kann, zumal ich mir als Schichtdienstbeamter regelmäßig Urlaub nehme, um die Termine wahrnehmen zu können.
Kontaktaufnahme zu den Schulen
Anfang des Jahres 2016 habe ich dann Kontakt zum Schulleiter des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums Herrn Krotzek genommen.
Zusammen mit der Sportlehrerin und Judoleistungssportlerin Miriam Garmatter, die ich auch persönlich vom gemeinsamen Training kenne, ist die Idee entstanden, ihren geplanten Oberstufenkurs „Kämpfen“ mit meinem Flüchtlingsprojekt zusammenzulegen.
Außerdem durfte ich an einer Teamsitzung der Sprachlehrer des BBS Westerberg teilnehmen.
Auch hier habe ich mein Projekt beworben und angeregt, als Anreiz für die Teilnahme ein Zertifikat für das Projekt auszustellen.
Momentane Entwicklung – 25 Teilnehmer
Als weiteren Übungsleiter konnte ich noch meinen Kollegen Bastian Faul und Julian Benkhoff, der ein Bundesfreiwilligen Jahr beim SV Rasensport macht, gewinnen.
Gemeinsam mit Miriam Garmatter sind wir begeistert, wie schnell sich die Gruppe zusammengefugt hat und wie hoch die Bereitschaft ist, sich anzunähern.
Mittlerweile sind regelmäßig zwischen 20 und 25 Teilnehmer anwesend, darunter zehn geflüchtete Jugendliche.
Fehlende Trainingsutensilien
Mit Trainingsutensilien müssen wir uns bei der großen Teilnehmerzahl leider provisorisch behelfen. Die Judomattenfläche reicht bei Weitem nicht.
Auf eine Förderung von Stadtsportbund oder Landessportbund dürfen wir nicht hoffen, da laut Richtlinien keine bereits laufenden Projekte gefördert werden.
Philipp Karow vom Stadtsportbund hat zugesagt, einen Spendenaufruf zu starten bzw. auch bei der Til-Schweiger-Stiftung um Unterstützung zu werben.
Sebastian Häfker